Auch für einen Komponisten kein alltägliches Konzert

Uraufführung bei der KlimaMesse: Jürgen Pfiesters „Rondo alpin“ für Posaunenchor und sechs Alphörner

Volles Haus herrschte am Samstag nicht nur tagsüber während der siebten „KlimaMesse“ in der Festhalle Aglasterhausen (die RNZ berichtete). Auch am Abend war die „Kleine Festhalle“ bis auf den letzten Platz gefüllt. Fast 200 Zuhörer waren gekommen, um rund 50(!) Blechbläser „live“ zu erleben. Die Idee, die geistliche Abendmusik in das Rahmenprogramm der Messe zu integrieren, fand überwältigende Resonanz. Auf zwei Besonderheiten wies Udo Knecht, Obmann des Posaunenchors Aglasterhausen, bei der Begrüßung hin. Ob der Freundschaft zwischen den Chorleitern Hartmut Zimmermann und Frieder Wittmann musizierten nicht nur die Posaunenchöre von Aglasterhausen, Unterschwarzach und Flinsbach sowie die Jungbläser gemeinsam. Auf dem Programm stand sogar die Uraufführung des „Rondo alpin“ aus der Feder von Jürgen Pfiester. Der Landauer Komponist, der das Konzert auch dirigierte, kombinierte hier „Blech satt“ mit dem Klang der Wollenbachtaler Alphornbläser.

Festliche Fanfaren bildeten den Auftakt. Bereits die „Eröffnungsmusik“ zeigte das Potenzial der Bläser. Von nachdenklich-leisen Momenten ging es hin zu
drangvoller Kraft. Auch die Jungbläser zeigten bereits mit ihrem „Eröffnungsstück“, welch hohen musikalischen Standard sie bereits erreicht haben. Später spielten die zwischen neun und zwölf
Jahre alten Bläser „Weißt du, wie viel Sternlein stehen?“ sowie „Wer hat die schönsten Schäfchen?“ Vier Sätze, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, arrangierte Jürgen Pfiester zur „Barock Suite“. Tänzerisch, fröhlich und mit einem nuancenreichen Klangbild startete Johann Hermann Schreins (1586-1630) „Allemande“. Etwas gewöhnungsbedürftig klang Georg Friedrich Händels (1685-1759) beliebte Arie „Ombra mai fu“ aus der Oper „Xerxes“. Sowohl das Volumen als auch das flotte Tempo überraschten. Kompakt meisterten die Bläser Johann Sebastian Bachs (1685-1750) „Präludium“
BWV 555. Fast so schmissig wie einen Fliegermarsch gingen die Musiker Pierre Phalèses „Galliarde“ an. „Können Sie sich das vorstellen? Eine Tanzgruppe in barocken Kleidern vor einer Felskulisse“, fragte der evangelische Pfarrer Dr. Christian Schwarz in der Lesung – und schilderte damit seine Assoziationen zum folgenden „Rondo alpin“. Den Kontrast zwischen beweglichen Tänzern und unbeweglichem Bergmassiv relativierte ein Blick auf Psalm 114. Dort heißt es, dass die Berge wie Lämmer hüpften, als Israel aus Ägypten auszog. „Die Alphörner sind nicht nur ein Ohr-, sondern auch ein Augenschmaus“, freute sich Jürgen Pfiester über die recht ungewöhnliche Besetzung des „Rondos“. Um den Nukleus der sechs in Dirndl bzw. Lederhose gekleideten Alphornbläser gruppierte er die Klänge des Posaunenchors. Das Rondo setzte auf Wiederholung und Kontraste – und auf eine integrative Kraft. Beiden Klangkörpern ließ Pfiester gleichwohl ihre Eigenständigkeit. Nach der Uraufführung zeigte er sich so zufrieden wie erleichtert: „Das war ein beeindruckendes Erlebnis. Zum ersten Mal mein Stück. Und es hat sehr gut geklappt. Alltag ist so etwas nicht.“

Bekanntere Gewässer steuerten die Posaunenchöre mit den Mitsing-Stücken „Großer Gott, wir loben Dich“ und „Bewahre uns Gott“ an. Satter Sound sowie komplexe Strukturen kennzeichneten Pfiesters viersätziges „Pezzo bocciato“. Das „zurückgewiesene Stück“, habe seinerzeit ob der technischen Schwierigkeiten zwar keinen Eingang in eine Liedersammlung gefunden. Doch bei den Zuhörern kam es vielleicht gerade deswegen sehr gut an. Der warme Klang der Solo-Alphörner weckte bei Robert Körnlis „Choral für Aarberg“ romantische Bilder vom Abendfrieden in den Bergen.

Nicht ohne Zugabe konnten die Musiker die Bühne verlassen. „Gruß von J.P. an J.P.“ lautete der Mitrat-Titel, Pfiesters Hommage an Johann Pachelbel. Ein außergewöhnliches Konzert bereicherte am Samstagabend das Rahmenprogramm der „KlimaMesse“. Die Posaunenchöre von Aglasterhausen, Unterschwarzach und Flinsbach, verstärkt um die Jungbläser sowie die Wollenbachtaler Alphornbläser, spielten unter Leitung von Jürgen Pfiester.

Aglasterhausen. (Peter Lahr) erschienen in der Rhein-Neckar-Zeitung am Samstag, 15. November 2011

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